Essenz Das Museum ist kein Tempel für die Atheisten, da geht es um Erkenntnis und nicht ums Anbeten. Quelle Entblößung ist Argument. Zur Wahrheit als Reduktion auf die nackte Existenz – Abschnitt in: Bazon Brock zeigt mit Agamben, wie man Hundertwasser liest. Action Teaching · Termin: 11.12.2008, 15:30 Uhr · Veranstaltungsort: Wien, Österreich · Veranstalter: Naturhistorisches Museum, Wien 1 × markiert
Essenz Dem Druck dieser Widersprüche zwischen Vergangenheitsverpflichtung und Zukunftsoptimismus kann man halt nicht durch Weihrauchschwenken oder gnostische Sinngebung des Außersinnlichen entgehen und erst recht nicht durch Freikauf von den Zumutungen der Geschichte als säkularer Form des Ablaßhandels. Quelle Vom Nutzen der gnostischen Unheilsverkündungen. – Abschnitt in: Tarnen und Täuschen Buch · Erschienen: 01.01.2010 · Herausgeber: Christian Bauer 1 × markiert
Essenz Alles, was wir bisher faschistischen, totalitären oder fundamentalistischen Zwangsregimen als Definition des Bösen zuordnen konnten, erschaffen wir aus unserer demokratischen Mitte, indem wir es einfach als Repräsentant des demokratisch guten, des westlich aufgeklärten Fortschrittsprinzips ausgeben. Wie aber soll man ohne Gnosis oder wenigstens theologisch begründete Dialektik akzeptieren können, daß jetzt nicht die bösen Weltverderber, sondern die guten Demokratien Präventivkriege führen, Schutzhaft einführen, Vertreibung als Pazifizierungsmaßnahme legitimieren, Euthanasie zulassen, Eugenik zum Paradefeld der Biowissenschaften ernennen, extra-legale Tötung für unumgänglich halten, Diskriminierung als nunmehr positive Affirmation feiern, die Zwangsbeschallung von Restaurants, Kaufhäusern, Flugzeugen, Wartezimmern als verkaufsfördernd für selbstverständlich halten und das Beharren auf kultureller Identität kontrafaktisch jedem kleinen Grüppchen abverlangen, als wären ethnische, rassische, sprachliche, religiöse, also kulturelle Zugehörigkeiten wieder wie einst Selbstbestimmungsgrößen mit offiziellem Parteiprogrammstatus? Wetten dass? Ja, was? In jedem Fall fröhliche Urständ für Gnostiker als Priester der Atheisten und Agnostiker als deren Judas: Denn Judas ist stets der frömmste. Quelle Vom Nutzen der gnostischen Unheilsverkündungen. – Abschnitt in: Tarnen und Täuschen Buch · Erschienen: 01.01.2010 · Herausgeber: Christian Bauer 1 × markiert
Essenz Kann man als Künstler Kapitalist sein? Die Antwort heißt: Nein, denn es existiert keine Vermittlung zwischen dem Individuationsprinzip und dem Weltgeist- und Gottschaffungsprinzip des Kapitalismus. Die Kapitalisten heute versuchen es, indem sie Autorität durch Individualisierung inzwischen in einen Zwang münden lassen. Die Kapitalisten versuchen herauszufinden, ob sie uns das Prinzip der Individuation als ökonomisches Prinzip aufnötigen können. Quelle Kapitalismus macht Kunst – Abschnitt in: Das Vermögen der Kunst Buch · Erschienen: 01.01.2008 · Herausgeber: Yael Katz Ben Shalom 1 × markiert
Essenz Kulturgeschichtlich, das heißt vor allem religionsgeschichtlich, bedeutet die künstlerische Evidenzerzeugung durch Evidenzkritik die Auflösung des apokryphen Bilderverbots etwa im Judentum oder im Islam. Sich kein Bildnis machen zu dürfen, kann ja nur denen gelten, die Bildnisse herstellen, also kann die Erfüllung des Bilderverbotes nur durch Bildermachen gelingen. Denn das simple Unterlassen des Bildermachens ließe auch das Gebot ins Leere laufen. Für die europäische Epistemologie (Arno Bammé) ist deshalb Religionskritik nicht schlichtweg zerstörerisch, sie zeigt vielmehr, dass sich der Glaube erst als Zweifeln bewähren kann. Deswegen ist es in Europa ganz und gar unspektakulär, wenn viele Theologen, die Kritik als Wissenschaft betreiben, zu Atheisten werden und, mit Nietzsche, das stärkste Verlangen nach bewährtem Glauben in der Unfähigkeit zu glauben identifizieren. Zeitgemäß modern mit Martin Walser ausgedrückt, heißt das: Gott ist tot, aber wir vermissen ihn auf Schritt und Tritt. Von ähnlichen Ausprägungen der negativen Theologie und negativen Ästhetik lassen sich gegenwärtig die entscheidenden Leistungen von Künstlern und Wissenschaftlern generell herleiten. Quelle Die Einheit von Zeigen und Weisen als Form der Erkenntnis – Abschnitt in: Neugier mehr zeigen Buch · Erschienen: 2017 · Herausgeber: Miklautz, Elfie | Berger, Wilhelm 1 × markiert
Essenz Säkularisierung heißt gerade nicht, daß für die aufgeklärte Moderne das Religiös-Kulturelle keine Bedeutung mehr haben sollte; im Gegenteil, Säkularisierung wurde notwendig wegen der sich steigernden Macht des Kontrafaktischen und Irrationalen unter dem Diktat von funktionalisierter Rationalität als Bürokratie und anderen normativen Verfahrensregeln. Säkularisierung bedeutet also, Verfahren zu entwickeln, durch deren Anwendung die vernünftige Orientierung auf den Glauben in modernen Gesellschaften erreicht werden kann. Die Gegenbewegung zielt auf die Ununterscheidbarkeit von Rationalität und Irrationalität oder von Glauben und Wissen, so daß zwingende Vernunftgründe im Namen des höheren Glaubens abgewiesen werden können und umgekehrt der zur bloßen Dogmatik beliebiger Offenbarung herabgewürdigte Glauben sich berechtigt fühlen darf, seine Kritiker als Ungläubige zu stigmatisieren. Der Sinn der Säkularisierung liegt darin, die machtpolitische Erzwingung der Einheit von Glauben und Wissen abzuweisen, weil der Primat der Vernunft nicht gewahrt werden kann, wenn man schlichtweg, wie unter Stalins Regime, den Glauben, die Religionen und damit die Kulturen für obsolet erklärt, ihre Ausübung zum bösen Spuk werden läßt und Atheismus dekretiert. Quelle Kontrafakte – Karfreitagsphilosophie – Die Gottsucherbanden – Der Faschist als Demokrat – Abschnitt in: Lustmarsch durchs Theoriegelände Buch · Erschienen: 10.10.2008 · Autor: Brock, Bazon 1 × markiert
Essenz Wir müssen den innerweltlichen Gott denken. Metaphysik ist ja ein Produkt der Evolution. Bewusstsein entsteht, das ist heute sehr einfach darstellbar, wenn – sagen wir mal – Caniden, also Hunde, lernen mit den Resultaten einer Handlung zu rechnen, ohne dass sie sie ausführen. Das heißt, wenn ein Hund dreimal gepeinigt wurde, weil er um eine Ecke geht und dort auf ein Ungeheuer oder auf einen Fresskonkurrenten trifft, dann geht er beim vierten Mal nicht mehr um die Ecke, weil er schon mit diesem Resultat rechnet. Das heißt, er entwickelt Bewusstsein, also die Fähigkeit des Antizipierens. Antizipieren aber heißt gedankliches Vorwegnehmen von Handlungsresultaten. Das ist ein evolutionärer Vorteil. Mit anderen Worten, die Evolution erzwingt selber, dass Orientierung auf die Welt eine rein gedankliche Operation ist. Heute läuft der überwiegende Teil unseres Weltbezugs über die Metaphysik, nämlich über das bloß Gedachte. Begriffe wie ,Nachhaltigkeit‘, ‚Ganzheitlichkeit‘ , die heute jedes Kind ganz selbstverständlich benutzt, können nicht als Gegebenheiten auf der Ebene der Physik gelten, sondern auf der Ebene der Metaphysik. Alles, was wir in unserem Alltagsbezug erleben, ist zu über 90% metaphysisch und nicht mehr physisch, weil es auf Gedachtem beruht. Quelle Wir müssen den innerweltlichen Gott denken – Abschnitt in: kunst und kirche Magazin · Erschienen: 01.12.2016 1 × markiert
Essenz „Leute, regt euch nicht auf, Metaphysik ist etwas ganz Alltägliches!“ Jeder weiß ja, wenn er sagt: „Herr Doktor, behandeln sie mich ganzheitlich!“, dass damit nicht irgend eine Form von ineinandergreifenden Händen am Körper des Patienten gemeint sein kann oder die Analyse von Blut etc., sondern, dass da etwas Gedachtes im Spiel ist, also eine metaphysische Operation, die er von seinem Doktor verlangt. Wir müssen sagen: „Hören Sie auf, sich Metaphysik im Sinne einer jenseitigen Welt vorzustellen!“ – Das wäre dringend notwendig – auch im Hinblick auf die Kunst. Denn auch dort wird ja immer wieder vom „Geheimnis der Kunst“ und vom „Metaphysischen“ schwadroniert – Quelle Wir müssen den innerweltlichen Gott denken – Abschnitt in: kunst und kirche Magazin · Erschienen: 01.12.2016 1 × markiert
Essenz Noch nie gab es eine so primitive Religion wie den Kapitalismus. Die Börse wird heute noch so betrieben, wie die Alten mit Gebeten die Wettervorhersagen gemacht haben: „Wir opfern heute noch einen Stier, damit es regnet oder damit die Sonne scheint...“ – Das ist hanebüchen. Der Kapitalismus hat keine Theologie. Deswegen ist er die dümmste aller Religionen, die je auf Erden geherrscht hat. Es ist ein reines Machtspektakel mit Gott Mammon in der Mitte. Daher wird es Zeit, den Kirchen die Pistole auf die Brust zu setzen. Denn dass das christliche Erbe Europas zu Schanden gemacht wird, das liegt ja nicht an den Muslimen, sondern an den faulen Christen, die sich dem Kapitalismus als Religion angeschlossen haben. Quelle Wir müssen den innerweltlichen Gott denken – Abschnitt in: kunst und kirche Magazin · Erschienen: 01.12.2016 1 × markiert
Essenz Was wäre für die Christen zu tun? Sie müssen die Theologie wiederentdecken. Denn eine raffiniertere Form der Erkenntnistheorie als die der Theologen des vierten Jahrhunderts und der protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts gibt es nicht. Dort muss man wieder ansetzen. Eine Religion, die keine Theologie ausbildet, ist eine mörderische Ideologie. Und Sie können sich vorstellen, was es heißt, wenn wir es jetzt mit Religionen zu tun bekommen, die überhaupt keine Theologie kennen, sondern Theologie durch soziale Verhaltensnormen ersetzen. Was dort herauskommt, ist nichts anderes als Mord und Totschlag. Man muss die höchsten Güter der Menschheit vor den Argumenten der angeblichen Auserwähltheit, vor den Argumenten der offenbarten Religion schützen. Quelle Wir müssen den innerweltlichen Gott denken – Abschnitt in: kunst und kirche Magazin · Erschienen: 01.12.2016 1 × markiert