Action Teaching Göttermachen

Vortrag zum 250-jährigen Hölderlin-Jubiläum

Anlässlich der Vorstellung „Hölderlin“ (17 Uhr) des Wortkino/Dein Theater Stuttgart 

Eintrittskarten erhalten Sie über das Kartentelefon vom Wortkino: (0711) 262 43 63
Eintritt frei – um Spenden wird gebeten
Bitte melden Sie sich an, damit wir für Sie einen Platz reservieren können.

Zum Vortrag:

Herodot berichtet, dass zwei Dichter, Hesiod und Homer, den Griechen ihre Götter schenkten.
Herodot bezieht sich dabei auf Hesiods Werk “Theogonie”, in dem zum ersten Mal in unserer Kulturgeschichte das Welterschaffen von Uranus und Gaia dem Göttererschaffen der Menschen analog gesetzt wird.

Dieser Gedanke wurde durch die Offenbarungsreligionen abgeschwächt, ja verdrängt und erst mit dem Pathos der Arbeit und der industriegesellschaftlichen Produktion des 19. Jahrhunderts erneut vorgetragen.
Hölderlin erhob sich gleich zu Beginn des neuen Zeitalters zum größten Götterstifter der weltlichen Literatur.

Gegenwärtig liefert Peter Sloterdijk in seiner Publikation “Theopoesie” eine umfassende Darstellung der Kunst des Göttermachens.
Als letzter Dichter des von Hesiod gestifteten Metiers schrieb Gottfried Benn in dem Gedicht “Du übersiehst dich nicht mehr”

Du könntest dich nochmals treiben
mit Rausch und Flammen und Flug,
du könntest –: das heißt, es bleiben
noch einige Töpferscheiben
und etwas Ton im Krug.

Doch du siehst im Ton nur die losen,
die Scherben, den Aschenflug –
ob Wein, ob Öl, ob Rosen,
ob Vase, Urne und Krug.

Augenscheinlich wollen viele Künstler weltweit nicht mehr den Ton auf der Töpferscheibe zum Götterbild formen; sie gehen zur industriellen Fertigung von Göttern und Idolen aus Daten und Kunststoff über.
Wie sehen die aus?
Und wie kann man letzte Verbindlichkeit durch das schaffen, was Menschen selber erst herstellen?

Weitere Informationen unter:

https://wortkino.de/spielplan-aktueller-spielplan.php

Zum Theaterstück:

Hölderlin
Ein Programm zu Friedrich Hölderlins 250. Geburtstag

Zeitgenossen galt Friedrich Hölderlin als Exot, zu Lebzeiten steckte man ihn ins Irrenhaus, und erst posthum wurde er bekannt.
Hölderlins poetisches Sehnen nach einer Harmonie, die alles umfasst, ließ ihn zum meistübersetzten deutschen Dichter werden. In der Spiritualität anderer Kulturen und Religionen, etwa der indianischen oder buddhistischen, fand seine Universalität ein starkes Echo.

Es geht in seiner Dichtung um die Wiedergewinnung eines allumfassenden Sinns, bei dem die Schönheit im Mittelpunkt steht: „wir haben in uns ein Urbild alles Schönen, dem kein Einzelner gleicht“. Während der Einzelgänger Hölderlin in der ersten Hälfte des Lebens ein rastloses Dasein führte und unablässig Wohnorte und Stellungen wechselte, fand er schließlich im Tübinger Turm zur Ruhe. Seine Diotima war ihm weggestorben, aber seine Wirtsfamilie liebte ihn.

Ein Programm von Hans Rasch und Norbert Eilts.
Regie: Friedrich Beyer
mit Norbert Eilts

Termin
04.11.2020, 18:30 Uhr

Veranstaltungsort
Stuttgart, Deutschland

Veranstalter
DeinTheater / Wortkino

Veranstaltungsort
Württembergischer Kunstverein Stuttgart, Schloßplatz 2, 70173 Stuttgart