Künstler beerbten die christlichen Theologen, sie griffen von ihnen z.B. das Attribut des Schöpfergottes auf, indem sie sich selber als schöpferisch bezeichneten. Ihre gesamte Begriffsideologie ist theologisch. Die Künstler haben aus dieser theologischen Diskussion auch das entscheidende Beispiel für das Verhältnis von Tun und Gelingen, von Tun und Wirkung entnommen: das Beispiel Abrahams. Abraham war ein Mann, der Inspiration hatte (wie die Künstler das von sich behaupten), der die Stimme Gottes hörte und folglich gehorsam war. Er gehorchte, indem er den Willen Gottes vollführte, seinen eigenen Sohn zu opfern. Damit wurde Abraham der erste Faschist, der erste Totalitarist, der erste Fundamentalist. Er lehrte alle Menschen, wohin es führt, wenn sie so gehorsam sind, im Namen hoher Ideen, im Namen göttlicher Offenbarung selbst gegen das Leben vorzugehen. Wenn Künstler wie Abraham nur ihrer Inspiration gehorchen, dann sind sie als Mensch, als Individuum gar nicht vorhanden, sondern dann sind sie nur Medien der göttlichen Eingebung, aber nicht Künstler. Sie agieren als Exekutoren göttlicher oder politischer Vorstellungen. Es kommt also nicht darauf an, zu hören, sondern zu sehen!
Katabasis Soteriologike – Abschnitt in:
Der Barbar als Kulturheld
Buch · Erschienen: 01.01.2002 · Autor: Brock, Bazon · Herausgeber: Zika, Anna
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Mathias Bergmann
29.06.2019
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