Wann sagt man also ja zu sich? Wenn man weiß, dass man lügt und damit sein Bekenntnis der Orientierung auf die Wahrheit abgibt. Denn nur der Wahrheitsverpflichtete sagt, ich lüge. Das ist von höchster Subtilität. „Der Lügner rettet die Wahrheit“, ist eine der elegantesten Formulierungen, die Nietzsche zustande gebracht hat. Jetzt gibt es dafür eine Voraussetzung, nämlich, wie trainiert man sich auf solche Fähigkeiten? Und da sagt er, „Es sind die großen Momente der Kultur, die wir nur gewärtigen können, wenn wir sie als Zeiten der Korruption, moralisch ausgedrückt, der pochenden, der gewollt und erzwungenen Zähmung, Zivilisation des Menschen gegenübersetzen“, also als Epochen der bewussten Falschheit. Also der eingestandenen Notwendigkeit, korrupt sein zu müssen, um Verbindlichkeit zu erzeugen. Und nicht mehr dogmatisch, totalitär, fundamentalistisch einen Wahrheitsanspruch durchzusetzen.
Gefährliche Unterscheidung zwischen theoretisch und praktisch: – Abschnitt in:
Tagung „Moderne und Historizität“
Vortrag / Rede · Termin: 11.02.2009, 20:00 Uhr · Veranstaltungsort: Weimar, Deutschland · Veranstalter: Klassik Stiftung Weimar
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Mathias Bergmann
12.06.2019
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